Sonderedition Machu Picchu plus Bonusprogramm Moray (05.01. - 06.01.2022)
Das Highlight eines jeden Peru-Trips: Machu Picchu. Bereits der Name löst angeblich bei so manchem eine Gänsehaut aus. Diesen Gipfel aller touristischen Unternehmungen wollte ich mir keinesfalls entgehen lassen, gerade weil es Corona bedingt derzeit überhaupt erst möglich ist, ohne monatelangen Vorausbuchungen hierhin zu gelangen. Also ich nicht untätig und bereits am 01.01.2022 eine Reservierung für den 05.01.22 "klar gemacht".
Ich greif es mal vorweg: so eine Kacke habe ich schon lange nicht erlebt! Da passte so gar nichts. Vollkommen überbewertet und überteuert, denn der ganze Nichtspaß hat mich schlappe 220$ gekostet für einen Tag bzw. 19 Stunden. Kein Schnäppchen, möcht ich meinen.
Nun eine kurze Wiedergabe der Gruselexkursion:
3.30 Aufstehen, da um 4:00 Taxi-Abholung zum Bustreffpunkt. Dort bereits unzählige Leute, die dann mit uns, ich war mit einem jungen Schweizer namens Joel unterwegs, in fünf große Busse lieblos verfrachtet wurden. Und wenn es um Corona geht, nehmen es die Jungs hier recht genau, bedeutet: eine Maske reicht nicht im Bus, selbst wenn es sich um den FFP2-Standard handelt. Zusätzlich musste noch ein Gesichtsschirm erworben werden. So saßen also nun ca. 50, optisch völlig absurd anmutende Gestalten in den gerammelt vollen Bussen. Wäre diese Szenerie von einem extraterrestrischen Beobachter erfasst worden, der von einem intergalaktischen Konsortium mit der Fragestellung, ob der Erhalt der Menschheit lohnenswert sei, betraut worden wäre, ich fürchte seine Antwort wäre ohne zu zögern und nicht ganz ungerechtfertigt nicht zum Wohle unserer Existenz ausgefallen.
Nach erschöpfender, zweistündiger Busfahrt, Ankunft in irgendeinem Kaff mit Bahnhof. Noch schnell ein Paar Brötchen erworben, die immerhin lecker, da mit Guacamole und Käse belegt, und dann zügig in den Zug der Voyager-Klasse. Voyager soll dem Fahrgast vorgaukeln, während der Zugfahrt ein einmalige Panoramaerlebnis in die Schatztruhe der Erinnerungen mitnehmen zu können. Meine Erinnerung ist ein 50cm breiter Fensterrahmen direkt vor meinem Gesichtsfeld - herrlich. Wenn man allerdings bedenkt, dass die aus der Maske ausgeatmete Luft unmittelbar an dem darüberliegenden Schutzschirm einen nebeligen Schleier erzeugt, war ich mit meiner Situation gar nicht einmal so unglücklich. Bei tollem Ausblick wäre ich sonst vermutlich dem Wahnsinn erlegen.
Neunzig Minuten später waren wir endlich fast am Ziel, Zugeinfahrt im Bahnhof von Aqua Calientes. Würde ich aufgefordert werden spontan etwas Gutes über diesen Ort kundzutun, mir würde als Antwort lediglich "der Name" einfallen. Außer dem Tätigkeitsfeld "Handwerk", denn Leute aus dieser Sparte werden reichlich für die immer noch ständig aus dem Boden wachsenden Hotels benötigt, dienen alle, aber auch wirklich alle anderen Arbeiten in Aqua Calientes dem niederen Zweck den unschuldigen Besuchern das Geld aus den Taschen zu ziehen.
Nun aber zum nächsten Etappe der Tour: Dem Schlange stehen. Will man nicht von dem König der Abzockorte aus 450 steilste Treppenhöhenmeter auf sich nehmen, fährt man mit einem Minibus hoch zur archäologischen Stätte. Obschon besagte Minibusse wirklich in einer sehr hohen Frequenz die Haltestelle verlassen, die Verlängerung der Schlange durch Neuankömmlinge behält Oberhand über dem Abbau durch die Busse. Ich glaube, ich habe mich erst einmal in meinem Leben in einer längeren Warteansammlung befunden und zwar am ausgedienten Flughafen Tempelhof bei meinem ersten Corona-Impftermin.
Viel schneller als befürchtet bestiegen wir den Minibus zum UNESCO-Weltkulturerbe. Endlich; wir waren ja bereits über fünfeinhalb Stunden unterwegs. Am Eingangsgipfel angekommen wartete bereits unser englischsprachiger Guide auf unsere 8-köpfige Ausländergruppe. Es folgte abermals das obligatorische Anstehen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eines der Lieblingshobbies des Normperuaners darstellt. Hier verbringt er oder sie, ich hab das recht präzise überschlagen, ausgehend von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 77 Jahren knapp vier Jahre seines Daseins, also in etwa die Zeitspanne die ein männlicher Landsmann von mir mit Bier trinken vertändelt. Letztere ist zweifelsfrei die kurzweiligere Tätigkeit!
Zurück zum Ausflug. Wenige Gehminuten hinter der extrem geschützten und kontrollierten Eingangspforte wartete der Ort mit einem unvergesslichen Panorama auf. Man muss diesen Einblick als vollkommen erhaben beschreiben, Ein Gefühl von Demut macht sich bei jedem Betrachter breit, trägt er auch nur ein Fünkchen an Bescheidenheit in sich. Die Kulisse dieses antiken Universitätscampus, zumindest geht eine der zahlreichen Theorien davon aus, dass es sich bei Machu Picchu um die herausragende Bildungsstätte der Inkas gehandelt haben könnte, ist schlicht und ergreifend atemberaubend (Am. Engl.: "amazing", mit entsprechend idiotisch übertriebener Intonation!).
Was allerdings, quasi am Gipfel der Freude angekommen, folgte, ist mit Worten nur schwerlich zu beschreiben! Unser Guide scheuchte uns durch die antike Städte in einem Affenzahn, erklärte zwischendurch dies und jenes, zu 100 Prozent aus dem Reiche der Spekulation stammend und stoppte immer nur dann, wenn sich ein vorteilhaftes Fotopanorama bot. An besagten Stellen dissoziierte ich dann vollends, unfassbare Szenen spielten sich ab. Ich hoffe bis heute, das alles nur geträumt zu haben: Von den acht Gruppenmitgliedern nahmen sechs gerne das Angebot unseres Guides an, Joel und ich verzichteten, einer dunklen Ahnung folgend, sinnvollerweise, sich von ihm fotografieren zu lassen. Bei den jeweilig Abgelichteten reichte niemals im Entferntesten ein Foto für ein Gefühl der Zufriedenheit, ließen daher auch oben erwähntes Maß an Bescheidenheit vermissen. Stereotypisch somit die Sätze aus deren hohlen Mündern: una mas, una mas (noch ein Bild, noch ein Bild). Den Vogel schoss aber mit Abstand eine vermutlich aus Skandinavien stammende Frau meines Alters ab. Bei jeder der sich ihr gebenden Möglichkeiten zwang sie dem Rest der Gruppe ungefragt ihre üppigen Kenntnisse an stehenden Yoga-Positionen auf - mit Sicherheit für ihr bescheuertes Instagram-Profil (kurz: Insta)! Wäre ich zu diesem Zeitpunkt nicht ohnehin schon emotional auf einem anderen Stern gewesen, befände ich mich nun in kargster Zelle in U-Haft, da ich besagte Nordländerin gewiss von einer Klippe ins Himmelreich befördert hätte.
Exakt 70 Minuten dauerte der ganze Zinnober und plötzlich befanden wir uns wieder am Ausgang, Umkehr unmöglich, da one way walk.
Bis ins Mark verstört und vor allem enttäuscht, sahen Joel und ich uns mit der "wir haben noch 4,5 Stunden bis zur Zugabfahrt-Realität" konfrontiert. Statt also abermals den Minibus ins Wucherstädtchen zu nehmen, begaben wir uns auf die grundsätzlich schöne und stressfreie, da abschüssige Wanderung gen Aquas Calientes. Plötzliche, auf halber Strecke auftretende, sintflutartige Regenfälle rundeten die Skurrilität des Tagesausfluges harmonisch ab!
Nicht von unserem Guide geschossen, sondern von Joel. Da leg ich Wert drauf!
Diese mir unbekannte Pflanze würde zum Film Avatar passen. Die Blüten sind jung zunächst grün, werden dann leuchten blau und beenden ihre Existenz in einem satten lila. Die Biene mag die Pflanze auch!
Salzgewinnung auf Peruanisch. Neben dem uns bekannten Himalayasalz ist das Salz aus Maras das einzig weitere pinke Salz auf diesem Planeten. Diese Tatsache ist anhand des Fotos unter keinen Umständen glaubhaft. Pink ist da ja wohl gar nichts.
Si si Seniores.
AntwortenLöschenWas ein Biest von einem Satz Du hier auspackst:D
"Wäre diese Szenerie von einem extraterrestrischen Beobachter erfasst worden, der von einem intergalaktischen Konsortium mit der Fragestellung, ob der Erhalt der Menschheit lohnenswert sei, betraut worden wäre, ich fürchte seine Antwort wäre ohne zu zögern und nicht ganz ungerechtfertigt nicht zum Wohle unserer Existenz ausgefallen."
Danke für die Ausführungen, gerne weiter so:) LG Andrew G.