Von den Nazca-Linien zurück nach Lima (Nazca - Ica / Huacachina - Paracas - Lima)
Es gibt gute Wochen, da läuft, ohne das man sich auch nur ein Fitzelchen bemühen müsste, einfach alles wie am Schnürchen. Solch eine Woche war mir aber ganz bestimmt nicht vergönnt. So ist das eben auch mitunter. GZSZ sozusagen, diesmal SZ. Dabei habe ich mich redlich angestrengt alles richtig zu machen, sogar ausnahmsweise mal meinen noch neuwertigen Reiseführer "Peru" bemüht. Und man bzw. ich mag es kaum glauben, die drei oben aufgeführten Orte haben es allesamt in die Highlight-Liste des Schmökers geschafft. Mann, Mann, Mann Herr Loose, waren wir an diesen drei Orten auf Ayahuasca unterwegs? Falls meine Annahme stimmen sollte, muss ich das Zeug unbedingt ebenfalls ausprobieren. Dann wird ja selbst Lloret de Mar zum Garten Eden.
Nun zurück zur traurigen Nah-Vergangenheit. Frohen Mutes bestieg ich nach den spitzen Tagen in und nahe Arequipa(s) den Nachtbus nach Nazca. Endlich mal keine unruhigen Serpentinen, sondern größtenteils ordentlich gerader Asphalt. Da konnte selbst ich gut und gerne sechs Stunden durchpennen. Nicht so übel bei zehnstündiger Fahrzeit. Ankunft auf dem kläglichsten der bis dato in Peru gesehenen Busbahnhöfe um ziemlich genau sechs Uhr morgens. Ein staubiger Innenhof ohne Busse und auch sonst ohne irgendetwas. Keine Kaffeebude, kein Sandwichstand, kein Getränkeverkäufer, kein gar nichts. Außer einer träge dahinschlurfenden Gestalt, die sich langsam auf mich zubewegte. Als der Typ, immerhin freundlich, mir dann vollen Ernstes zu dieser nachtschlafenden Zeit einen Rundflug andrehen wollte, obschon "sein" Büro erst um 8:00 öffnen würde, ich mich also noch ein wenig gedulden müsse für den Schnäppchenflug meines Lebens, hieß es für mich nur noch Reißausnehmen aus diesem surrealen Innenhof. Zu meinem Glück öffneten "draußen" gerade die oben genannten Buden. Zwei Avocado-Sandwiches und einen Kaffee später saß ich im Taxi zum legolandgroßen Flughafen Nazca. Von hier aus starten die kleinen Propeller-Maschinen zu Rundflügen über einen Teil der weltberühmten Nazca-Linien.
Die Nazca-Linien wurden im Jahre 1924 entdeckt. Wie genau die Entdeckung von statten gegangen ist, dazu lässt sich Wikipedia nicht näher aus. Was allerdings bekannt ist, dass diese Linien ohne die aufopferungsvolle Arbeit der Dresdnerin Maria Reiche wohl kaum UNESCO-Weltkulturerbe wären und vermutlich nicht einmal einen größeren Bekanntheitsgrad besäßen. Fast ein halbes Jahrhundert lang widmete sie sich diesen teils riesenhaften, mystischen Tier- und Naturdarstellungen. Wie viele Schuhsohlen sie dabei durchgelaufen hat in der unendlichen Wüsteneinöde ist ungewiss, gewiss hat sie jedoch, lediglich mit Maßband und Besen ausgestattet, zahlreiche der Bilder entdeckt, vermessen und mit dem Besen wieder freigelegt. In der Stadt Nazca und im Umland ist die gute Maria eine absolute Ikone. In fast jeder Straße ist ihr Name oder auch ihr Antlitz auf einer Mauer oder an einem Gebäude in Form von Text oder Graffiti verewigt. Wenn es einer verdient hat, dann sicher sie!
Am Flughafen angekommen, bestach dieser durch großzügige Leere. Keiner der knapp zehn Fluggesellschaften-Schalter war belegt. Kein Wunder, zeigte die Uhr auf dem Huawei gerade einmal 7:00 an. Ein kleines, älteres Männchen, meinem Taxifahrer soeben noch beim Einparken behilflich, stellte sich kurzerhand als Luis und Mitarbeiter einer der Fluggesellschaften vor, gab mir zu verstehen ihm zu folgen und betrat einen unverschlossenen Schalter eines Rundfluganbieters. Dort angekommen, überreichte er mir eine Broschüre mit den möglichen Rundflugoptionen. Nach kurzem Dialog wurde man sich schnell einig. Ich buchte den großen Rundflug, ca. eine Stunde Flugzeit, für 75,-$. Er machte noch eine Kopie meines Reisepasses, ich entrichtete ihm im Gegenzug den gewünschten Betrag in inländischer Währung und freute mich über das gemachte Schnäppchen, wurde diese Summe in meinem Reisführer doch als absolute Preisuntergrenze genannt. Im Anschluss brachte mich Luis, der nette Kerl, zu einem ordentlichen Hotel in der Innenstadt wo ich, wie er sagte, in Ruhe duschen und entspannen solle und er mich in 1,5 Stunden abhole.
Frisch geduscht und sogar entspannt begab ich mich zum abgesprochenen Zeitpunkt auf den Bürgersteig vor dem Hotel und wartete. Und wartete. Nach exakt 30 Minuten Wartezeit erlangte ich endlich Klarheit. Ohne Ankündigung hatte sich mein Gehirn offenkundig in den Flugmodus begeben. Lediglich elementarste Funktionen, wie Herzschlag und Atemreflex wurden noch befriedigend gesteuert, alles darüber hinaus gehende: Flatline! Wie konnte jemand so bescheuert sein, einer nie vorher gesehenen Person ohne irgendeinen Beleg einfach mal knapp 70,- €uro in die Hand zu drücken?? Wenn Blödheit an diesem Tag einen Namen gehabt hätte; ihr alle kennt ihn.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer sah ich in der Visitenkarte des Taxifahrers, der mir nicht nur die Karte überreicht hatte, sondern offensichtlich auch Luis kannte. Ich schnell Jorge, den Taxifahrer angerufen und ihn zum Hotel bestellt. Dann zügigst zum Flughafen und ab zum Unglücksschalter. Dort angekommen traute ich meinen Ohren nicht, wurde ich doch direkt von der Frau am Schalter mit meinem Namen angesprochen. Luis war somit doch kein billiger Gauner, Unrecht von meiner Seite wurde ihm zu Teil. Innerlich leistete ich Abbitte. Weiter vier Fluggäste warteten bereits dort im Innenbereich des Schalters. Außer mir bestand die Runde aus einer jungen Französin, einem jungen, zierlichen Pärchen aus London und aus Hans, dem Amsterdamer. Dieser brachte imposante 147,-Kg auf die Waage, was mich zu einem leichtem Schmunzeln bewog, schloss ich doch im Geiste die Wette ab, dass Hans vermutlich auf der Seite des Flugzeugs mit der geringeren Passagierzahl sitzen würde. Damit sollte ich Recht behalten.
So rappelig und holprig der Flug auch war - trotz kotzender Frauen hinter mir und trotz des dicken auf meiner Seite mit dem Handy herumfuchtelnden Armes von Hans vor meinem Kopfe - ich fand ihn herrlich. Die Tierzeichnungen aus großer Höhe gesehen zu haben wird sicher ein unvergessliches Erlebnis bleiben.
Zwei Tage später habe ich eher zufällig erfahren, dass nur einen Tag nach meinem Flug eine Maschine gleichen Fabrikats (Cessna 207) bei gleichem Rundflug brennend abstürzte. Sieben Personen, fünf Touristen und zwei Piloten, konnten nur noch tot aus dem brennenden Wrack geborgen werden. Das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht. Auf dieser Reise mache ich bestimmt keinen Rundflug mehr!
Unsere Cessna 207 und ich ziemlich zufrieden. Auch wenn diese Maschine nicht das Unglücksflugzeug ist, es bleibt ein ungutes Gefühl.
Mein Tier, die Spinne
Damit ihr euch mal eine Vorstellung von der Größe der Bilder machen könnt. Der von der Straße geteilte Gecko ist bestimmt 200 Meter lang.
Foto einer langweilige Oase! Erfreulich wäre hier, dass vom Leser der anstrengende Weg zum Fotospot mit Flip-Flops honoriert wird.
Ebenfalls von der erklommenen Dünenanhöhe aufgenommen; die ansässige Jeeparmada für Sandausflüge.
Flip Flop Olle glücklich! Als zusätzlicher Gimmick der Geländefahrt durfte man mit snowboardähnlichen Holzbrettern die höchsten Dünen runterrutschen. Ebenfalls adrenalinfördernd.
Hab zwar seinen Namen vergessen, aber mit dem Foto möchte ich dem Weingut-Guide meinen Respekt zollen, da er bisher in Peru der einzige Einheimische war, der fließend Deutsch beherrschte.
Auf dem Weg von Ica nach Paracas wurden entlang der gesamten Strecke, gänzlich Küstenwüste, Hunderte, wenn nicht Tausende Bäume gepflanzt. Ohne Ausnahme sahen diese aus wie die fotografierten Beispielbäume. Dem Cleverle der Planungsleitung sollte mal dringend jemand verklickern, dass Pflanzen nicht nur Sonne benötigen.
Statt Seebären und Pinguinen gab es lediglich einen Chile-Pelikan auf Paracas zu sehen. Enttäuschend!
Mitten im Naturreservat befinden sich zahlreiche Nepp-Restaurants. In das abgebildete wurden wir von unserem Tourguide mit der Aussicht auf einen Gratis-Pisco-Sour gelockt. Diesen gab es tatsächlich, in einem Becher serviert den selbst ein Gnom von 30cm Körperlänge als winzig empfunden hätte. Und als man dann schon dort saß, bestellte man natürlich auch ein Essen. Clever eingefädelt vom dicken, raffgierigen Guide. Möchte nicht wissen, was das Restaurant dem Arsch an Provision zugesteckt hat.
"Es gibt gute Wochen, da läuft, ohne das man sich auch nur ein Fitzelchen bemühen müsste, einfach alles wie am Schnürchen. Solch eine Woche war mir aber ganz bestimmt nicht vergönnt."
AntwortenLöschen🤣😂🤣 Da ist er wieder , der pure Optimismus.
Hab noch eine schöne Zeit und bis bald hoffentlich Olle!